„Ihr seid das Salz der Erde - auf Dich kommt es an!“
KAB-Diözesantag in Augsburg
Am 7.Oktober tagte in Augsburg der KAB-Diözesantag, um eine 4-Jahres-Bilanz zu ziehen und Wege in die Zukunft zu beschließen. „Ihr seid das Salz der Erde“, sagt uns Jesus Christus und wir fragen uns in der KAB, was dies heute für uns bedeuten kann. Sind wir wirklich „Salz der Erde“? Mitten in der Arbeitswelt? Mitten in den Kämpfen der Menschen unserer Zeit? Sind wir würziges Salz, das Geschmack hat, das Profil hat?
In diesen Tagen, am 4.Oktober, gedachten wir auch unseres Seligen Marcel Callo, der vor genau 30 Jahren von Papst Johannes Paul II selig gesprochen wurde. Marcel wird als „Märtyrer der Arbeiterjugend“ von der CAJ und KAB verehrt. Er war Pfadfinder und Mitglied und Gruppenleiter der CAJ, von Beruf Drucker und Mitglied der Gewerkschaft. Wir rufen ihn immer an, wenn wir das KAB und CAJ-Gebet sprechen und bitten um seine Fürsprache bei Gott für unsere KAB, die CAJ, die Betriebsseelsorge, für die Welt der Arbeit.
„Salz der Erde“ sein wie Marcel Callo, „Salz der Erde“ sein heute ganz aktuell. Das sehen wir als unsere Aufgabe. Dieses Profil zu stärken, das Profil der KAB wieder neu zu finden und zu erfinden, das haben wir an diesem Diözesantag getan. Und was ist dieses „Profil“?
1. Glauben und Leben verbinden
Die KAB versteht sich als Bewegung, die Glauben und Leben, Kirche und Arbeitswelt immer wieder neu auf ihre Art verbindet. Wir sind Kirche! Und wir sind Kirche, die an die Ränder geht - „verbeulte Kirche“ nennt sie Papst Franziskus -, weil wir mit allen Menschen, egal welcher Religion, Hautfarbe oder Kultur, reden und Verbindungen und Begegnungen suchen. Aus sich heraus gehen, nennt es Franziskus und macht es uns vor. Wir wollen „Salz der Erde“ sein und gerecht und solidarisch handeln.
2. Gute Arbeit schaffen und prekäre Arbeit begrenzen
Es ist erfreulich, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiterhin sinkt und vielen Arbeitsuchenden Perspektiven eröffnet. Gleichzeitig aber wurde die sogenannte „prekäre Arbeit“, ausbeuterische, niedrig entlohnte, ungerecht bezahlte Arbeit erheblich mehr. Das kann nicht so bleiben. Mit dem Jakobusbrief 5,4 gesagt: „Der Lohn, den ihr euren Arbeitern vorenthalten habt, schreit zum Himmel!“ Nach wie vor wird Leistung, die vorhanden ist, unterbezahlt. Hier muss der sozialethische Grundsatz endlich umgesetzt werden: Gleicher Lohn und gleiche Arbeitsbedingungen für alle! Deshalb haben wir für den Mindestlohn gekämpft, der endlich umgesetzt wurde (heute immerhin bei 8,84 Euro!). Wir setzen uns ein gegen diskriminierende Leiharbeit, für die Regulierung der Werkverträge, Einschränkung der Befristungen (nur mehr mit einem Sachgrund), die Anhebung des Mindestlohns auf 11,50 Euro, für Tarifverträge und Mitbestimmung.
3. Den Sonntag schützen – Ladenschluss erhalten!
In Bayern haben wir immer noch die bewährten Ladenschlusszeiten, die uns allen nach 20 Uhr Ruhe, wenigstens im Handel, verschaffen. Darauf sind wir stolz, diese Zeitoasen wollen wir auf jeden Fall erhalten. Dringenden Handlungsbedarf sehen wir in der hohen Zahl der verkaufsoffenen Sonntage in Bayern: mehr als 2 000 sind viel zu viel und erfüllen nicht die Vorgaben der Bundesgerichte. Wir sind stolz darauf, dass unsere Klage gegen zwei „Marktsonntage“ in Augsburg, gemeinsam mit den evangelischen Kollegen und der Gewerkschaft VER.DI, im Rahmen unserer Sonntagsallianz, durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eindeutig für uns entschieden wurde. Sie wurden gerichtlich gekippt! Aber: Wir stellen uns auf harte Auseinandersetzungen ein gegen Karstadt, Kaufhof und den Dachverband HDE (Handelsverband des Deutschen Einzelhandels), die grundgesetzwidrige Forderungen aufstellen. In Zukunft muss es zudem auch ein „Recht auf Unerreichbarkeit“, ein „Recht auf das Abschalten“ geben, das die Pausen und Ruhezeiten wirksam schützt.
4. Renten sichern – Kranke und Pflegebedürftige schützen!
Wir sind stolz darauf, dass die Sozialwahlen und die Mitbestimmung in den Aufsichtsgremien der Sozialversicherungen bundesweit wesentlich von der KAB getragen und mitgetragen werden. So nehmen wir direkt Einfluss auf die effektive und sachorientierte Gestaltung der Renten- und Krankenversicherungen, der Pflegeversicherung und der Unfallverhütung.
5. Fairer Handel und nachhaltiges Wirtschaften
Wir stehen hinter dem freien Welthandel, der allerdings viel stärker als in der Vergangenheit den menschlichen, sozialen und nachhaltigen Zielen der Weltgemeinschaft dienen muss. Um dies durchzusetzen sehen wir die „Freihandelsabkommen“ kritisch. Gemeinsam mit anderen Organisationen haben wir erreicht, dass mehr Demokratie und soziale wie nachhaltige Ziele in die entsprechenden Abkommen verbindlich verankert werden müssen. Hier werden wir weiterhin sehr aufmerksam die Abkommen CETA, TTIP, TISA und andere begleiten.
Die KAB geht mit neuem Mut und großer Begeisterung ihren Weg
Wir sehen uns gestärkt durch die sozialen und ökologischen Botschaften aus Rom. Papst Franziskus spricht uns aus dem Herzen. In seinem Sinn wollen wir würziges Salz sein und denen „lästig“ sein, die ihre Geld- und Machtinteressen in der Welt durchsetzen wollen:
„Wie viele Worte sind diesem System unbequem geworden!
Es ist lästig, wenn man von Ethik spricht,
es ist lästig, dass man von weltweiter Solidarität spricht,
es ist lästig, wenn man von einer Verteilung der Güter spricht,
es ist lästig, wenn man davon spricht, die Arbeitsplätze zu verteidigen,
es ist lästig, wenn man von der Würde der Schwachen spricht,
es ist lästig, wenn man von einem Gott spricht, der einen Einsatz für die Gerechtigkeit fordert.“
Evangelii gaudium 203